
In unserer Rubrik „Albblicke – Geschichten hinter den Momenten“ präsentieren wir euch regelmäßig besondere Momente und Orte der Schwäbischen Alb, eingefangen in einem einzigen Foto oder Video. Heute blicken wir auf einen atemberaubenden Sonnenuntergang bei der Ruine Reußenstein am imposanten Albtrauf bei Neidlingen und nehmen euch mit auf eine Reise, die sowohl die Schönheit als auch die Geschichte dieses einzigartigen Ortes enthüllt.
Inhaltsverzeichnis
- Zwischen Himmel und Erde – Der Reußenstein als Wächter des Albtraufs
- Stein gewordene Geschichte – Das wechselvolle Schicksal der Burg Reußenstein
- Ein Bau zwischen Himmel und Abgrund – Die Architektur der Burgruine
- Im Wandel der Jahreszeiten – Der Reußenstein als Naturschauspiel
- Zwischen Vergangenheit und Gegenwart – Der Reußenstein als Zeitzeuge
- Fotografische Momente – Den Sonnenuntergang am Reußenstein einfangen
- Wandernd entdecken – Die Umgebung des Reußensteins erkunden
- Momente der Stille – Der Reußenstein als Ort der Besinnung
- Ein zeitloser Schatz – Warum wir Orte wie den Reußenstein bewahren müssen
- Praktische Informationen für deinen Besuch
Zwischen Himmel und Erde – Der Reußenstein als Wächter des Albtraufs
Majestätisch thront die Ruine Reußenstein auf einem Felsvorsprung am Albtrauf, einem der markantesten geologischen Merkmale der Schwäbischen Alb. Bei 760 Metern über dem Meeresspiegel bietet sich hier ein Panorama, das zu den schönsten in ganz Baden-Württemberg zählt. Wenn die Abendsonne ihre goldenen Strahlen über die sanften Hügel und steilen Felshänge ergießt, verwandelt sich die mittelalterliche Ruine in eine mystische Silhouette gegen den rot-orangenen Himmel.
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Der Albtrauf selbst ist ein geologisches Wunderwerk – eine etwa 200 Kilometer lange Steilstufe, die sich wie ein gewaltiger Riegel von Nordost nach Südwest erstreckt. Mit seinen bis zu 400 Meter hohen Abhängen markiert er den nordwestlichen Rand der Schwäbischen Alb und trennt das höher gelegene Albplateau vom tiefer liegenden Albvorland. Entstanden ist dieses beeindruckende Naturphänomen durch Erosionskräfte über Millionen von Jahren hinweg. Die weicheren Gesteinsschichten wurden abgetragen, während die härteren Kalksteinformationen Widerstand leisteten.
Bei Neidlingen präsentiert sich der Albtrauf in seiner ganzen dramatischen Schönheit. Hier schmiegt sich die Ruine Reußenstein wie ein natürlicher Auswuchs an den Felsen, als wäre sie ein Teil des Berges selbst. Die zerklüfteten Mauern der Burg spiegeln die zerklüftete Landschaft wider – beide vom Zahn der Zeit gezeichnet, beide unerschütterlich in ihrer stillen Größe.
Wenn die Abendsonne die Kalksteinfelsen in warmes Licht taucht, entsteht ein faszinierendes Farbenspiel. Die weißlich-grauen Felsen nehmen goldene und rötliche Töne an, während die dichten Wälder an den Hängen in dunklem Grün kontrastieren. In diesem magischen Moment scheint die Zeit stillzustehen. Der Geist des mittelalterlichen Reußensteins vermischt sich mit der jahrmillionenalten Geschichte des Albtraufs – ein Augenblick, in dem Vergangenheit und Gegenwart ineinander übergehen.
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- Ruine Reußenstein – wunderschöne Burgruine am Albtrauf
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Stein gewordene Geschichte – Das wechselvolle Schicksal der Burg Reußenstein
Die Geschichte der Burg Reußenstein reicht weit zurück ins Mittelalter. Erste urkundliche Erwähnungen datieren auf das Jahr 1235, als ein gewisser „Albertus de Rusenstein“ genannt wird. Die Burg selbst dürfte jedoch bereits im späten 12. Jahrhundert errichtet worden sein. Ihren Namen verdankt sie vermutlich dem Adelsgeschlecht der Herren von Reußenstein, die als Ministeriale im Dienst der Herzöge von Teck standen.

Die strategisch günstige Lage am Albtrauf machte die Burg zu einem bedeutenden Kontrollpunkt über das darunter liegende Tal. Von hier aus konnte man Handelswege überwachen und bei Gefahr schnell Alarm schlagen. Die Bauweise der Burg – direkt in und auf dem Felsen – zeugt von großem bautechnischen Geschick. Die Burgherren nutzten die natürlichen Gegebenheiten optimal aus und integrierten Teile des Felsens direkt in die Burganlage.
Das Schicksal der Burg war über die Jahrhunderte hinweg wechselvoll. Nach den Herren von Reußenstein wechselte sie mehrfach den Besitzer. 1371 gelangte sie in den Besitz der Württemberger unter Graf Eberhard II., später gehörte sie zeitweise den Herren von Neidlingen. Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) erlitt die Burg schwere Schäden, konnte aber wiederhergestellt werden. Ihr endgültiges Ende kam erst im 18. Jahrhundert, als sie aufgegeben und dem Verfall preisgegeben wurde.
Eine besonders faszinierende Legende rankt sich um den letzten Burgherren von Reußenstein. Der Sage nach soll er ein grausamer Raubritter gewesen sein, der Reisende und Kaufleute überfiel und ausraubte. Als Strafe für seine Untaten sei er dazu verdammt, als Geist in den Ruinen umherzuwandern. Manche Besucher behaupten, bei Sonnenuntergang seinen Schatten zwischen den verfallenen Mauern gesehen zu haben – eine Gestalt, die ruhe- und rastlos nach Erlösung sucht.
Wissenschaftlich betrachtet gibt es für diese Sage freilich keine Belege. Die historischen Aufzeichnungen zeichnen ein differenzierteres Bild der Burgherren. Dennoch verleihen solche Legenden dem Ort eine zusätzliche mystische Aura, die besonders in der Dämmerung spürbar wird, wenn lange Schatten über die alten Mauern huschen und der Wind durch die leeren Fensteröffnungen pfeift.
Ein Bau zwischen Himmel und Abgrund – Die Architektur der Burgruine
Was die Ruine Reußenstein so besonders macht, ist ihre außergewöhnliche Bauweise. Anders als viele andere Burgen der Region wurde sie nicht auf einem Hügel errichtet, sondern direkt in den Fels des Albtraufs hineingebaut. Die Burganlage folgt der natürlichen Form des Felsens und erstreckt sich über mehrere Ebenen.
Der Zugang zur Burg erfolgte einst über eine Zugbrücke, die einen künstlich angelegten Graben überspannte. Das Herzstück bildete der mächtige Bergfried, von dem heute noch einige Mauerreste erhalten sind. Er diente sowohl als Wachturm als auch als letzter Zufluchtsort bei feindlichen Angriffen.

Die Wohngebäude der Burg schmiegten sich an die südliche Felswand. Hier befanden sich die Gemächer der Burgherren, Räume für die Dienerschaft sowie Vorratskammern. Besonders beeindruckend sind die in den Fels gehauenen Kellerräume und Zisternen. Letztere dienten der Wasserversorgung – ein lebenswichtiges Element auf einer Höhenburg, die keinen direkten Zugang zu natürlichen Wasserquellen hatte.
Ein besonderes architektonisches Highlight ist die in den Fels gehauene Kapelle. Sie zeugt von der Frömmigkeit der damaligen Bewohner und unterstreicht die Bedeutung der Anlage. Die gewölbten Decken und Fensteröffnungen sind teilweise noch erkennbar und vermitteln einen Eindruck von der einstigen Pracht.

Was heute als romantische Ruine erscheint, war einst eine wehrtechnisch ausgeklügelte Festung. Die Baumeister des Mittelalters verstanden es, die natürlichen Gegebenheiten optimal zu nutzen. Der steile Abfall des Albtraufs bot einen natürlichen Schutz vor Angreifern von Norden her. Die restlichen Seiten wurden durch Mauern und Gräben gesichert.
Wenn die untergehende Sonne ihre letzten Strahlen auf die verwitterten Mauern wirft, werden diese Jahrhunderte alten Bauelemente in ein magisches Licht getaucht. Die Schatten werden länger, Konturen verschwimmen, und für einen kurzen Moment kann man sich vorstellen, wie das Leben auf der Burg einst gewesen sein mag – die geschäftigen Diener, die wachsamen Wächter, der stolze Burgherr und seine Familie.
Im Wandel der Jahreszeiten – Der Reußenstein als Naturschauspiel
Ein Sonnenuntergang am Reußenstein ist zu jeder Jahreszeit ein besonderes Erlebnis, doch jede Saison verleiht diesem magischen Moment ihren ganz eigenen Charakter.
Im Frühling erwacht die Natur rund um die Ruine zu neuem Leben. Die Hänge des Albtraufs kleiden sich in frisches Grün, und zwischen den Felsen blühen zarte Wildblumen. Wenn das goldene Abendlicht durch die jungen Blätter der Buchen und Eichen fällt, entsteht ein zauberhaftes Lichtspiel. Die Luft ist erfüllt vom Gesang zahlreicher Vogelarten, die in den Felsspalten und Wäldern ihre Nester bauen.
Der Sommer bringt lange, warme Abende, an denen die Sonne erst spät hinter dem Horizont versinkt. Das satte Grün der voll entfalteten Vegetation bildet einen harmonischen Kontrast zu den grau-weißen Kalksteinfelsen und den verwitterten Mauern der Burganlage. An klaren Tagen reicht der Blick weit über das Albvorland bis hin zum Schwarzwald. Mit etwas Glück kann man sogar das Flirren der heißen Luft über den fernen Hügeln beobachten.
Im Herbst verwandelt sich die Landschaft in ein Meer aus Gold, Orange und Rot. Die Laubwälder am Albtrauf präsentieren sich in ihren schönsten Farben. Wenn die tiefstehende Sonne ihre Strahlen durch den Nebelschleier sendet, der oft über den Tälern liegt, entsteht eine fast unwirkliche Atmosphäre. Die Ruine Reußenstein hebt sich dann wie eine dunkle Silhouette gegen den flammendroten Himmel ab – ein Motiv, das Fotografen und Naturliebhaber gleichermaßen begeistert.
Der Winter schließlich hüllt die Landschaft in stille Erhabenheit. Wenn Schnee die Ruine bedeckt und die kahlen Äste der Bäume sich gegen den klaren Himmel abzeichnen, wirkt der Ort wie aus der Zeit gefallen. Die Sonnenuntergänge im Winter sind oft besonders intensiv – ein letztes Aufbäumen der Farben, bevor die blaue Stunde und schließlich die Dunkelheit hereinbricht. In diesen Momenten ist die Ruine Reußenstein ein Ort der Kontemplation, der Ruhe und der zeitlosen Schönheit.
Zwischen Vergangenheit und Gegenwart – Der Reußenstein als Zeitzeuge
Die Ruine Reußenstein ist mehr als nur ein pittoreskes Fotomotiv – sie ist ein steinerner Zeuge vergangener Epochen. Wenn wir heute auf den ausgetretenen Steinstufen stehen und den gleichen Sonnenuntergang betrachten, den schon mittelalterliche Ritter, Bauern und Handwerker sahen, entsteht eine einzigartige Verbindung durch die Jahrhunderte.

Die Bewohner der Burg erlebten den Lauf der Jahreszeiten, den Wechsel von Tag und Nacht aus einer ganz anderen Perspektive als wir heute. Für sie war der Sonnenuntergang nicht nur ein ästhetisches Erlebnis, sondern auch ein Zeichen für das Ende des Arbeitstages und den Beginn der Nacht – einer Zeit, die ohne künstliche Beleuchtung viel dunkler und geheimnisvoller war als für uns moderne Menschen.
Der Alltag auf der Burg war von harter Arbeit geprägt. Die Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser, das Aufrechterhalten der Sicherheit und die Bewirtschaftung der umliegenden Ländereien forderten von allen Bewohnern große Anstrengungen. Dennoch dürften auch sie innegehalten haben, wenn die Abendsonne den Albtrauf in goldenes Licht tauchte – ein zeitloses Naturschauspiel, das Menschen aller Epochen berührt.
Heute ist die Ruine Reußenstein ein beliebtes Ausflugsziel. Wanderer, Fotografen, Geschichtsinteressierte und Naturliebhaber kommen hierher, um die besondere Atmosphäre zu erleben. Viele bringen ihre Kameras mit, um den perfekten Sonnenuntergang einzufangen. Andere sitzen einfach still auf den alten Mauern und lassen die Magie des Ortes auf sich wirken.
In einer Welt, die von Hektik und ständigem Wandel geprägt ist, bietet der Reußenstein einen Moment des Innehaltens. Hier wird die Vergänglichkeit alles Menschengemachten ebenso spürbar wie die zeitlose Beständigkeit der Natur. Die Burg, einst ein Symbol für Macht und Stärke, ist zu Ruinen zerfallen, während der Albtrauf, vom gleichen Sonnenlicht beschienen wie vor Jahrhunderten, unverändert fortbesteht.

Fotografische Momente – Den Sonnenuntergang am Reußenstein einfangen
Für Fotografen ist der Sonnenuntergang bei der Ruine Reußenstein ein Traummotiv. Die Kombination aus historischer Bausubstanz, dramatischer Landschaft und magischem Licht bietet ideale Voraussetzungen für eindrucksvolle Bilder. Doch der perfekte Schuss will gut vorbereitet sein.
Die beste Zeit für Sonnenuntergangsaufnahmen variiert je nach Jahreszeit. Im Sommer verschwindet die Sonne erst gegen 21 Uhr hinter dem Horizont, während sie im Winter bereits am frühen Nachmittag untergeht. Ein Blick auf die Wettervorhersage lohnt sich ebenfalls. Leichte Bewölkung kann für besonders spektakuläre Farbspiele sorgen, während ein völlig klarer Himmel oft weniger dramatisch wirkt.
Die Wahl des Standpunkts ist entscheidend für die Bildkomposition. Vom Wanderweg aus, der unterhalb der Ruine verläuft, lässt sich die Burg eindrucksvoll gegen den Abendhimmel fotografieren. Wer die Ruine von innen heraus ins Bild setzen möchte, sollte frühzeitig dort sein, um einen guten Platz zu finden – besonders an Wochenenden und an schönen Sommerabenden kann es recht voll werden.
Für die technische Ausrüstung gilt: Ein Stativ ist bei den oft schwierigen Lichtverhältnissen unverzichtbar. Eine Kamera mit gutem Dynamikumfang hilft, sowohl die dunklen Partien der Ruine als auch den hellen Himmel detailreich einzufangen. Ein Polfilter kann zudem dazu beitragen, die Farben intensiver erscheinen zu lassen und störende Reflexionen zu minimieren.
Wer mit dem Smartphone fotografiert, sollte die HDR-Funktion nutzen, um den Kontrast zwischen Himmel und Vordergrund besser auszugleichen. Auch das Experimentieren mit verschiedenen Bildausschnitten und Perspektiven kann zu überraschenden Ergebnissen führen. Manchmal ist es der kleine Detail – ein von der Abendsonne angestrahltes Mauerstück, ein Blick durch eine Fensteröffnung oder ein Schattenspiel auf dem alten Gemäuer – der das besondere Foto ausmacht.
Für Videografen bietet sich die Möglichkeit, den Verlauf des Sonnenuntergangs in einem Zeitraffer festzuhalten. Dabei wird sichtbar, wie die Sonne langsam hinter dem Horizont versinkt, wie sich die Farben des Himmels verändern und wie die Ruine allmählich in der Dämmerung verschwindet. Ein solches Video vermittelt die Dynamik und die Magie des Moments auf besondere Weise.
Wandernd entdecken – Die Umgebung des Reußensteins erkunden
Der Besuch der Ruine Reußenstein lässt sich wunderbar mit einer Wanderung verbinden. Die Umgebung bietet ein gut ausgebautes Netz an Wanderwegen, die durch abwechslungsreiche Landschaften führen und immer wieder neue Perspektiven eröffnen.

Eine besonders lohnende Route ist der Rundwanderweg von der Papiermühle über den Filsursprung und die Ruine Reußenstein bis ins Autal. Diese etwa 10 Kilometer lange Strecke vereint kulturelle und natürliche Highlights. Der Weg führt zunächst zur Quelle der Fils, einem idyllischen Ort, an dem das Wasser kristallklar aus dem Karstgestein sprudelt. Von dort geht es durch schattige Wälder hinauf zur Ruine Reußenstein. Nach ausgiebiger Erkundung der historischen Gemäuer führt der Weg durch das malerische Autal zurück zum Ausgangspunkt.

Für weniger geübte Wanderer bietet sich der direkte Aufstieg von Neidlingen zur Ruine an. Der Weg ist gut beschildert und überwindet auf etwa 1,5 Kilometern rund 200 Höhenmeter. Trotz des Anstiegs ist die Route auch für Familien mit Kindern geeignet. Oben angekommen, werden die Mühen mit einem grandiosen Panoramablick belohnt.

Oben kommen auf diesen Wegen voll auf ihre Kosten. Die Vegetation am Albtrauf ist besonders artenreich. Hier wachsen seltene Orchideenarten wie das Rote Waldvögelein und der Frauenschuh. In den Felsspalten nisten Wanderfalken und Uhus. Mit etwas Glück kann man sie bei ihren eleganten Flugmanövern beobachten. Auch Geologieinteressierte finden spannende Einblicke in die Erdgeschichte – die Kalksteinformationen des Albtraufs bergen zahlreiche Fossilien aus dem Jurameer, das hier vor Millionen von Jahren wogte.
Wer nach dem Besuch der Ruine noch Zeit und Energie hat, kann seine Wanderung bis zum nahegelegenen Randecker Maar ausdehnen. Dieses ehemalige Vulkangebiet bietet nicht nur interessante geologische Einblicke, sondern auch weitere spektakuläre Aussichtspunkte.
Momente der Stille – Der Reußenstein als Ort der Besinnung
In unserer hektischen, von digitaler Reizüberflutung geprägten Zeit gewinnen Orte wie der Reußenstein eine besondere Bedeutung. Hier, wo die Zeichen vergangener Jahrhunderte auf die ewigen Rhythmen der Natur treffen, lässt sich eine tiefe Verbundenheit mit dem Lauf der Geschichte spüren.
Wenn die Sonne langsam hinter den fernen Hügeln versinkt und ihre letzten Strahlen über die verwitterten Mauern streichen, entsteht eine fast meditative Atmosphäre. Die Geräusche des Alltags treten in den Hintergrund, nur das leise Rauschen des Windes in den Bäumen und gelegentliche Vogelrufe sind zu vernehmen. In solchen Momenten wird die Ruine zu einem Ort der Entschleunigung und der inneren Einkehr.

Die Vergänglichkeit des Menschengemachten wird hier ebenso greifbar wie die zeitlose Beständigkeit der Natur. Die einst mächtige Burg, Symbol für Stärke und Dauerhaftigkeit, ist zu Ruinen zerfallen, während der Kreislauf der Jahreszeiten unverändert weitergeht. Diese Erkenntnis kann uns zu einer demütigeren Haltung gegenüber unserem eigenen Wirken inspirieren und zugleich Trost spenden: Auch wenn unsere individuellen Spuren verblassen mögen – wir sind Teil eines größeren Ganzen, eines kontinuierlichen Flusses von Leben und Vergehen.
Hast du schon einmal einen Sonnenuntergang am Reußenstein erlebt? Welche Gedanken und Gefühle hat dieser besondere Ort in dir ausgelöst? Vielleicht war es das Staunen über die architektonischen Leistungen unserer Vorfahren, die Bewunderung für die Schönheit der Natur oder einfach das Gefühl, für einen Moment dem Alltag entrückt zu sein. Teile deine Erfahrungen gerne in den Kommentaren!
Ein zeitloser Schatz – Warum wir Orte wie den Reußenstein bewahren müssen
Die Ruine Reußenstein ist mehr als nur ein touristisches Ziel – sie ist ein kulturelles Erbe, das es zu bewahren gilt. Seit 1955 steht die Anlage unter Denkmalschutz. Regelmäßige Instandhaltungsmaßnahmen sorgen dafür, dass die verbliebenen Mauern nicht weiter verfallen und die Sicherheit der Besucher gewährleistet ist.
Doch nicht nur das bauliche Erbe verdient unseren Schutz. Auch die umgebende Natur mit ihrer reichen Biodiversität steht unter Naturschutz. Der Albtrauf beherbergt zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten, die auf diese spezielle Umgebung angewiesen sind. Wanderer sollten daher stets auf den ausgewiesenen Wegen bleiben und keine Pflanzen pflücken oder Tiere stören.
Die Bewahrung solcher Orte ist eine gemeinschaftliche Aufgabe. Jeder Besucher kann dazu beitragen, indem er seinen Müll mitnimmt, respektvoll mit der historischen Bausubstanz umgeht und Rücksicht auf andere Besucher nimmt. Nur so kann der Reußenstein auch für kommende Generationen ein Ort des Staunens und der Inspiration bleiben.
In einer Zeit, in der digitale Erlebnisse und virtuelle Realitäten immer mehr Raum in unserem Leben einnehmen, gewinnen authentische Orte wie der Reußenstein an Bedeutung. Sie ermöglichen unmittelbare, sinnliche Erfahrungen, die kein Bildschirm ersetzen kann: das Gefühl des rauen Kalksteins unter den Fingerspitzen, der Duft des Waldes, das Spiel von Licht und Schatten auf jahrhundertealtem Gemäuer, der weite Blick über die Landschaft.
Der Sonnenuntergang am Reußenstein erinnert uns daran, dass es inmitten aller technologischen Fortschritte und gesellschaftlichen Veränderungen Konstanten gibt, die uns mit unseren Vorfahren verbinden. Die gleiche Sonne, die heute die Ruine in goldenes Licht taucht, schien schon auf die mittelalterlichen Burgherren, auf Generationen von Bauern, Handwerkern und Reisenden. In ihrem Licht sind wir alle Teil einer großen, fortlaufenden Geschichte.
Praktische Informationen für deinen Besuch
- Adresse: Ruine Reußenstein, 73268 Neidlingen
- Parkplätze: Parkplatz Reußensteinhttps://maps.app.goo.gl/83YYbAn4szWQHe1T8 (am nächsten)
- Google Maps Link: Ruine Reußenstein auf Google Maps
- Öffnungszeiten: Die Ruine ist frei zugänglich und ganzjährig geöffnet
- Eintritt: kostenlos
- Beste Besuchszeit für Sonnenuntergänge:
- Frühling/Herbst: ca. 1-2 Stunden vor Sonnenuntergang eintreffen
- Sommer: zwischen 19:00 und 20:00 Uhr
- Winter: bereits ab 14:00 Uhr
- Aufstiegszeit von Neidlingen: ca. 45 Minuten
- Verpflegung: keine Gastronomie vor Ort, Einkehrmöglichkeiten in Neidlingen
- Mehr Infos: Gemeinde Neidlingen